Gebühren noch ein Jahr konstant

Trink- und Abwasserzweckverband Vorharz investiert ins Kanalnetz und zwei Kläranlagen

 

Vor einem herausfordernden Jahr steht der Trink- und Abwasserzweckverband Vorharz: Mehrere Millionen Euro sollen in Sanierungen fließen. Fragezeichen stehen dagegen hinter den anstehenden Gebührenkalkulationen für die Jahre 2024 bis 2027...

 

Von Jens Müller

Blankenburg - Die Verträge sind geschlossen: Zum 1. Januar wird der Trink- und Abwasserzweckverband Vorharz (TAZV) mit Sitz in Blankenburg die Trinkwasserversorgung in Hedersleben und den Orten der Gemeinde Selke-Aue – Hausneindorf, Heteborn und Wedderstedt – übernehmen. Wie TAZV-Geschäftsführer Holger Ballhausen im Volksstimme-Gespräch erklärte, konnte "nach zähem Ringen" der Hochbehälter in Hedersleben sowie eine rund 35 Kilometer lange Trinkwasser-Hauptleitung der Wasserversorgungsgesellschaft Midewa (Merseburg) übernommen werden. Für Ballhausen und den Verbandsvorsitzenden Frank Wieckert ein nachvollziehbarer Schritt, da der TAZV im Jahr 2021 bereits die Entsorgung des Niederschlagswassers in diesem Gebiet übernommen hatte. "Nun kommt alles aus einer Hand", so die TAZV-Spitzen.

Jetzt gehe es darum, das Netz kennenzulernen, zu schauen, wo Schwachstellen sind und wo eventuell investiert werden müsse. Das Hauptaugenmerk werde dabei zunächst auf den Hochbehältern gerichtet: "Dort werden wir die Steuerung optimieren", kündigten sie an.

Im kommenden Jahr sollen insgesamt sieben Millionen Euro in die bestehenden Abwasser- und rund drei Millionen Euro in die Trinkwasseranlagen im Verbandsgebiet investiert werden, das sich von Blankenburg aus bis nach Osterwieck, Halberstadt und die westliche Börde erstreckt. Schwerpunkte liegen dabei laut Mario Hohmann, dem technischen Leiter beim TAZV, in der Sanierung der Rechengebäude in den Kläranlagen in Osterwieck und Blankenburg. "Die Ausrüstungen dort sind rund 30 Jahre alt", so Hohmann. Ein weiteres Projekt werde der Ausbau der Ortsdurchfahrt in Huy-Neinstedt. "Das schieben wir schon länger vor uns her", ergänzte Holger Ballhausen. Während über die Landesstraßenbaubehörde der Straßenbau realisiert werden soll, bringe der TAZV neue Trinkwasserleitungen und Abwasserkanäle in die Erde. In Blankenburg sollen laut beschlossenem Sanierungskonzept im Wohngebiet Regenstein Leitungen erneuert werden. In Osterwieck stehe das Hauptpumpwerk in der Heine-Straße auf der Agenda.

Sorgen bereiten den TAZV-Verantwortlichen allerdings die enorm gestiegenen Preise für Energie- und Baupreise – allein beim Strom ein sechsstelliger Mehrbetrag. Zum anderen gebe es keinerlei Fördermittel für den Ersatz von Leitungen. "Das wird uns einholen, gerade bei Arbeiten an alten Netzen", so Holger Ballhausen. Zu deutsch: Die anfallenden Kosten für die Sanierung maroder Leitungenmuss der Verband allein tragen und letztlich über die Gebühren der angeschlossenen Haushalte wieder hereinholen. "Wir haben zum Glück über die Jahre gut gewirtschaftet und können die Gebühren 2023 noch konstant halten", blickte der TAZV-Chef voraus.

Allerdings stehen im nächsten Jahr die Kalkulationen für den Abrechnungszeitraum 2024 bis 2027 an. "Da müssen wir schauen, wie sich der von der Bundesregierung beschlossene Energiepreisdeckel auswirkt", erklärte Mario Hohmann. Begonnene Projekte würden auf alle Fälle fertiggestellt. Bei neuen müsse dann genau geschaut werden, ob sie umgesetzt werden oder nicht. Ganz nebenbei sei schon jetzt zu spüren, dass Anschluss-Aufträge von privaten Häuslebauern merklich zurückgehen.

Etwas optimistisch stimme, dass kein Zeitdruck herrsche. Für andere Verbände, die bereits fürs kommende Jahr kalkulieren müssen, sei die aktuelle Situation dagegen "wie ein Blindflug". Eins stehe jedoch auch für den TAZV fest: "Wir werden um Gebührenerhöhungen nicht herumkommen."


(Artikel aus der Harzer Volksstimme 22.12.2022)