Mega-Baustelle kommt gut voran

Die 1460 Meter lange Landesstraße durch Hessen wird noch bis Ende 2019 erneuert

Volksstimme 06.09.2016 - Bild 1Die Kanalbauer sind fast am Ende des zweiten Bauabschnittes angekommen. Fotos (3): Mario HeinickeEs ist zumindest eines der größten innerörtlichen Bauvorhaben, die die Halberstädter Landestraßenbaubehörde derzeit in Harz- und Salzlandkreis betreut: In Hessen wird bereits seit Ende 2017 die Landesstraße erneuert. Und es ist noch nicht mal Halbzeit.

(Von Mario Heinicke)

Hessen l Hessen ist im Ausnahmezustand. 1460 Meter lang ist die auszubauende Straße, knapp 700 Meter davon sind derzeit gesperrt. Wovon 200 Meter schon weitestgehend fertiggestellt sind. "Es sind noch Restarbeiten zu erledigen", sagte Marcus Franke, der als Bauüberwacher der Straßenbaubehörde dieses Mega-Vorhaben betreut. Dieser erste Abschnitt der Landesstraße, der Damm, ist somit noch gesperrt und wird es wohl auch bis zum Jahresende bleiben. Er soll erst gemeinsam mit dem zweiten Abschnitt, in dem aktuell gebaut wird, freigegeben werden. Das hat vor allem etwas mit der Gewährleistung zu tun.

"Das Unterirdische ist der Zeitfresser", sagte Behördenchef Stefan Hörold bei einem Baustellenrundgang. Was sich auch in Geldsummen ausdrückt. Von den 7,6 Millionen Euro Gesamtkosten entfällt "nur" ein Drittel auf die eigentliche Straße und damit das Land als Auftraggeber. Ebenfalls mit im Boot sind der Trink- und Abwasserzweckverband (TAZV) Vorharz mit seinen unterirdischen Leitungen sowie die Stadt Osterwieck mit dem Regenwasserkanal und Nebenanlagen einschließlich Gehwegen.Volksstimme 06.09.2016 - Bild 2Blick in die Knickstraße. Vorbereitet wird rechts der Gehweg.


Der Vorgängerverband des TAZV, der WAZ Huy-Fallstein, war schon Anfang dieses Jahrzehnts Motor für das Gemeinschaftsvorhaben. Denn viele Hessener Grundstücke sind noch nicht ans Abwassernetz angeschlossen. Über drei Jahre liefen die unmittelbaren planerischen Vorbereitungen.


Der Kanalbau im zweiten Abschnitt, der Knickstraße, ist fast fertig. Zeitfresser waren hier auch die Dimensionen des Kanalbaus. Bis zu dreieinhalb Meter tief, der Regenwasserkanal hier in der Knickstraße hat einen Meter Innendurchmesser. Er muss das vom Fallstein herunterkommende Wasser aufnehmen können. Dirk Sauerhering, Fachgruppenleiter in der Straßenbaubehörde, erinnert sich noch gut an den Ausbau der Bundesstraße 79 vor zwölf Jahren, als ähnliche Durchmesser verlegt wurden.

Die Bauleute der Arbeitsgemeinschaft zweier Firmen arbeiten an mehreren Stellen. An der Spitze die Kanalbauer, dem folgen die Straßenbauer. "Wir haben 65 Zentimeter Straßenaufbau", erläuterte Marcus Franke. Sechs bis 6,50 Meter breit wird die Fahrbahn. Die Lage des künftigen Fußweges ist schon zu erahnen. Die Hausanschlüsse müssen noch geschachtet und verlegt werden.


Was in der Knickstraße nicht geklappt hat, ist der Grunderwerb für Einstellplätze der Autos. Somit wird es also keine Parkplätze in den Nebenanlagen geben. "Die Stadt hatte sich bemüht, sie ist ja für die Nebenanlagen verantwortlich", erklärte Herold.


Die Arbeiter sind im zweiten Abschnitt schneller vorangekommen als geplant. Das lag daran, dass die Stadt durch Grundstückskauf im Hinterland für Bewohner und Rettungsdienste eine Baustraße anlegen konnte, wodurch der Kanalbau in der Knickstraße schon beginnen konnte, bevor der Straßenbau im Damm fertig war.


Volksstimme 06.09.2016 - Bild 3Der Regenwasserkanal der Knickstraße mündet in einen Graben.Schon wurde Hoffnung genährt, dass der dritte der vier Abschnitte, die Fallsteinstraße, nicht erst nächstes Jahr, sondern bereits in Kürze beginnen und auch das Gesamtvorhaben früher fertig sein könnte. Die Fachleute der Straßenbaubehörde bremsen jedoch die Euphorie. "Prognosen sind schwierig", sagte Franke. "Es kann immer mal Überraschungen geben." So wie auch in diesen beiden ersten Abschnitten, als an zwei Häusern durch die Erschütterungen der Baumaschinen Ziegelbehang von Hausfassaden abzustürzen drohte und die Bauleute an den Stellen pausieren mussten, bis alles gesichert war.


Darüber hinaus müssten Vorschriften zur maximalen Sperrlänge beachtet werden, erklärte Dirk Sauerhering mit Blick auf den Rettungsdienst.


Ob es noch dieses Jahr mit dem Kanalbau in den dritten Abschnitt geht, wird auf einer Bauberatung entschieden werden. Immerhin ist dieser dritte Teil relativ kurz, keine 200 Meter lang.


Den kommenden Winter über soll die Befahrbarkeit der Landesstraße auf einer durchgängigen Asphaltdecke gewährleistet sein, damit auch der Winterdienst seine Arbeit machen kann.


Ausnahmezustand herrscht derzeit natürlich vor allem für die Anwohner unmittelbar in der Baustelle. Mit seinem privaten Auto möchte man freiwillig nicht über den groben Kies fahren. Behördenleiter Stefan Hörold äußert großen Dank an die Einwohner, dass sie so viel Verständnis für die Einschränkungen aufbringen. Eine angenehme Zusammenarbeit gebe es auch mit Ortsbürgermeister Klaus Bogoslaw (Aktiv für Hessen), der bei jeder Bauberatung dabei ist und bei dem die Einwohner ihre Probleme anbringen. "Hier ziehen wirklich alle an einem Strang", betonte Hörold.


Dabei dürfte es in Hessen noch schlimmer kommen. Der innerörtliche Umleitungsverkehr rollt jetzt noch durch die Dorfmitte. Im zweiten Halbjahr 2019 aber, wenn in der Deersheimer Straße der vierte und letzte Abschnitt läuft, geht nichts mehr von und nach Deersheim und Osterwieck.


75 Millionen Euro werden in diesem Jahr in Verantwortung des in Halberstadt sitzenden Regionalbereichs der Landesstraßenbaubehörde in Bundesund Landesstraße investiert. Eine ähnliche Summe wie im Vorjahr, erklärte Stefan Hörold.


(Artikel aus der Halberstädter Volksstimme vom 06.09.2018)